In der Atacama-Wüste im Norden Chiles ist es trocken und warm. Genau das richtige Wohlfühlwetter für Kakteen. Abgestorbene und verholzte Kakteenstämme sind der Rohstoff für die Regenrohre. Erst wenn ein Kaktus ca. 70 Jahre alt geworden ist und nicht mehr lebt, kann er für diese verwendet werden.
Chilenischer Kunsthandwerker sammeln die verholzten Kakteenstämme ein, um aus ihnen Instrumente zu bauen. Zuerst werden die langen Stacheln entfernt, dann wird die raue Oberfläche glatt geschmirgelt. Die Stacheln werden in das Innere der Stäbe getrieben und eine Seite wird verschlossen. Bevor das zweite Ende verschlossen wird, werden Flusskieselchen in die Stäbe gefüllt. Zum Schluss werden die Poren der Kakteenstäbe mit einem feinen Firnis verschlossen, damit keine Steine herausrieseln.
Hunderte von Kakteenstacheln bilden im Innern der Stäbe ein dichtes Netz. Dreht man nun den Stab um, hüpfen die Kieselchen von einem Stachel zum anderen. Dadurch entsteht dieses angenehm gleichmäßige Geräusch, das an fließendes Wasser, bzw. an das gleichmäßige Rauschen dicker Tropfen auf das dichte Blätterdach des tropischen Regenwaldes erinnert.
Fast jede südamerikanische Musikgruppe ist in Besitz dieser Regenstäbe. Auch bei uns in Deutschland findet dieses typische chilenische Instrument immer größerer Beliebtheit. Anders als in Südamerika die Brujos (Medizinmänner) mit dem leise rauschenden Klang den ersehnten Regen herbeilocken wollten, damit es eine reiche Ernte gebe, erkennen hierzulande immer mehr Pädagogen, Psychologen und Therapeuten seine außerordentlich beruhigende Wirkung.