Verwundert rieb sich Fips die Augen. War es Wirklichkeit oder können auch Schneemänner träumen? Doch, da sah er noch die Rücklichter hinter der Kuppe verschwinden. Das Auto war weg. Nun gut. Also sah sich Fips erst mal um.
Er stand auf einer Hofeinfahrt, und als er runter schaute wurde ihm schlecht. „Nee nee, das ist nichts für einen kleinen Schneemann wie mich“, sagte er sich, und setzte sich erst mal hin. Irgendwie konnte er es noch gar nicht glauben und überlegte noch mal wie alles kam.
Es war nicht der erste Schneefall in diesem Winter, doch die kleine Frederike war wie verzaubert. Bevor sie los fuhren, bettelte sie ihre Mutter an: „Bitte Mama, lass uns noch einen Schneemann bauen.“
Ihre Mama war gar nicht begeistert und wehrte ab: „Nein, das ist noch nicht genug Schnee. Komm, lass uns nach Hause fahren.“ „Mama, bitte …“
Frederikes Mutter konnte den bittenden Kinderaugen nicht widerstehen. Als sie sich umschaute, dachte sie bei sich, dass es für einen kleinen Schneemann reichen wird. Gemeinsam wurden die Kugeln gedreht und kleine Steinchen für das Gesicht gesucht. Den fertigen Schneemann setzten sie dann auf den Torpfosten. „Jetzt müssen wir aber los.“ Doch Frederike konnte sich nur schwer von dem Schneemann losreißen. „Aber Mama, was passiert mit dem Schneemann, wenn wir jetzt weg fahren?“ wollte sie noch wissen. „Er wird aufpassen, was hier so alles passiert, hm, und was dann passiert? Vermutlich wird irgendwann die Sonne kommen, die den Schnee schmilzt und dann ist auch der kleine Schneemann verschwunden.
„Mama,“ Frederike standen Tränen in den Augen, „ich will nicht, dass der Schneemann schmilzt.“ Kräftig an Mama gekuschelt überlegte sie, was denn sie noch für den Schneemann tun könnte, damit er nicht schmilzt. Schließlich bekam er noch einen Sonnenschutz aus Schnee gebastelt. Dann stieg Frederike zufrieden und beruhigt ins Auto und konnte nach Hause fahren.
In diesem Augenblick fing Fips kleines Schneemannherz zu pochen an. Das Schneemänner lebendig werden passiert nur ganz selten, müsst ihr wissen. Daher wunderte sich Fips auch ein wenig. Aber jetzt versuchte er das Beste aus der Situation zu machen. Es war abends, und vor der Sonne brauchte er sich erst mal nicht zu fürchten. Nur eine Möglichkeit von diesem Pfosten herunter zu kommen sah er noch nicht. Traurig setzte er sich hin und grübelte. Jetzt, wo er lebendig war, wollte er sich noch ein wenig in der Gegend umschauen.
Der kleine Schneemann hatte Glück. Die Sonnenstrahlen am nächsten Tag waren nicht stark genug um die Schneeflocken zu schmelzen. Eine Lösung, wie er von dem Pfosten runter kam, ergab sich durch Zufall.
Sigrun, Frederikes Tante, musste Schnee von dem Gehweg weg schaufeln. Als sie kurz im Haus war, um zu telefonieren, hatte sie die Schaufel an den Pfosten gelehnt. Fips rutschte schnell herunter und suchte sich ein Versteck. Diese Autos waren ihm unheimlich und er hatte ein wenig Angst vor fremden Menschen.
Ein Jahr später stupste Frederike ihre Mutter an: „Mama, wo ist wohl der Schneemann, den wir letztes Jahr gemacht haben?“ Ihre Mutter schmunzelte: „Weißt du, der kleine Schneemann ist lebendig geworden, nachdem wir weg gefahren sind. Und als er spürte, dass der Winter bald vorbei sein sollte, hat er sich auf den Weg in das Land gemacht, wo immer Schnee ist und wo alle Schneemänner leben.“ Frederikes Augen strahlten. „Wo liegt das Land, Mama?“ „Ich weiß es nicht. In dieses Land kann man nur reisen, wenn man ein Schneemann oder eine Schneefrau ist.“ „Oder ein Schneekind“, ergänzte Frederike und vertiefte sich wieder in ihr Spiel.
geschrieben von Martina Ickler