Ein farbloser Tag

Guten Quark liebe Freunde. Hier bin ich wieder, die Ente Quark.

Könnt ihr mich hören? Ich hoffe, ihr könnt mich hören, denn wenn ihr mich nicht hören könnt, wisst ihr ja gar nicht, dass ich da bin. Denn sehen könnt ihr mich heute nicht, weil wir uns alle nicht sehen, weil es nämlich heute ein farbloser Tag ist.

Kunterbunt, unser Papagei, bemalt jeden Tag unser Quarkland, wenn die Sonne aufgeht. Aber ich denke, der Kunterbunt ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden und darum ist heute die Farbe los.

Ja, ihr habt schon richtig gehört, die Farbe ist los. Sie ist weg. Verschwunden. Wir dachten zuerst, sie sei vielleicht bei Wegda, dem Hamster, denn der hat ja normaler Weise alles, was verschwunden ist, aber die Farbe hat er nicht. Sie ist einfach weg.

Wer stupst mich denn da an?

„Na, wer wohl? Der extrabeste Stupser des gesamten Quarklandes. Der extragute und heute auch extrablasse Hüpfer und Quarker.“ Also, es ist unser Frosch Plappermaul. Mein bester Freund. „Hallo“, sage ich in eine Richtung, in der ich den Frosch vermute. „Schlaufux hat beschlossen, wir treffen uns beim Magnich!“, quakt Plappermaul und ich höre ihn schon wieder weg hüpfen.

Quarklandpost

Also, die Farbe ist los.

Kunterbunt ist mit dem falschen Fuß aufgestanden und plötzlich war keine Farbe mehr da. Einfach keine. Einfach nichts. Wir stehen jetzt im Nichts, sehen nichts, sind nichts und irren ganz aufgeregt im Quarkland herum.

Flatterflott, unsere Brieftaube will nun alle unsere Freunde zu einer Besprechung zusammen rufen, aber sie hat heute damit wirklich keine leichte Aufgabe.

Jemanden im Quarkland zu finden, ist sowieso nicht einfach und dann noch jemanden zu finden, den man nicht sieht, ist noch viel schwerer. Außerdem hat sie heute auch ihren blauen Expressschal nicht gefunden, den sie immer verwendet, wenn es besonders dringende Nachrichten für uns Quarklandbewohner gibt.

„Au, mit wem bin ich denn jetzt zusammen gestoßen?“, höre ich Flatterflott sagen. Ich kann leider nicht antworten, weil mich gerade jemand umgeworfen hat und sich mein Schnabel in den Boden gebohrt hat. Und da fällt Flatterflott auch noch über mich drüber. „Kann die denn die Augen nicht aufmachen?“, frage ich mich bevor mir einfällt, dass das ja heute gar nichts nützt. Ich schraube meinen Schnabel aus dem Boden. „Hallo, Flatterflott!“, schnattere ich. „Ich weiß schon, wir treffen uns beim Magnich!“.

„Ja, ich glaube, es sind schon fast alle dort!“, hör ich Flatterflott schnattern, doch sie läuft schon wieder weiter.

Alle sind da

Flatterflott hat mir ja gesagt, dass schon fast alle beim Magnich angekommen sind. Dann werde ich mich jetzt auch auf den Weg dorthin machen.

Ein Treffen beim Magnich ist immer gut, denn der Magnich mag ja selbst nirgends hingehen. Der sagt immer nur „Nein“, wenn man ihn was fragt, aber er ist trotzdem mein bester Freund.

So, ich glaube, ich bin jetzt bald da. Da werde ich doch gleich mal Nachfragen:

„Bin ich schon da?“ „Nein!“, höre ich da den Magnich sagen und da freue ich mich natürlich darüber, denn wenn der Magnich da ist, dann bin ich auch da.

„Ist sonst noch jemand da?“, frage ich. „Nein!“, sagt der Magnich. „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, „Ja!“, sagen der Stärkebär, das Geldschwein, der Frosch Plappermaul, die Schokokuh, das Eichhörnchen, und Schlaufux.

Hm… das macht mich jetzt nachdenklich. Wem soll ich jetzt glauben? Aber da erinnere ich mich, wie die Kinder das machen würden. Ich weiß nämlich viel über die Kinder und drum weiß ich auch, was die jetzt machen würden. Die Kinder würden jetzt eine Frage stellen, die nur jemand beantworten kann, der auch wirklich da ist. So, ich frag jetzt mal: „Schlaufux, weißt du, wie viel 27 mal 25 ist?“. „Ja!“, sagt Schlaufux. Na also, ich wusste es doch. Denn im ganzen Quarkland weiß nur Schlaufux wie viel 27 mal 25 ist. Also sind die anderen doch schon da.

Ach nein, es fehlt ja noch jemand. Rehgenbogen, das heldenhafte mutige Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt. Das wird sich sicherlich fürchten. Es ist mein bester Freund und ich mache mir schon große Sorgen.

Da spüre ich, wie neben mir etwas zittert. „Rehgenbogen, bist du das?“, frage ich erschrocken. „Ach, ich weiß nicht!“, antwortet das Rehlein. Für ihn ist das alles noch viel schlimmer, als für uns. Rehgenbogen hat ja sogar Angst, wenn es sieht, wovor er Angst haben kann. Wenn er dann nicht sieht, wovor er Angst haben kann, muss er ja vor allem Angst haben. Der Stärkebär und die Schokokuh stellen sich dicht neben das Reh, so dass es gut geschützt ist und schön langsam zu zittern aufhört.

Fliegt da wer?

Da hören wir Flügelschläge über uns. Sind das die beiden Möwen? „Platsch!“ macht es. Irgend etwas Nasses ist auf mich getropft. Was ist geschehen?

Ich mache die Augen auf und sehe wieder was. „Seht ihr auch, was ich sehe?“, frage ich die anderen. „Ja!“, sagen alle. Einer sagt „Nein!“. Blitzblau von oben bis unten und von vorn bis hinten sind wir. Der Himmel ist blau, und der Boden ist auch blau. Aber sehen tun wir trotzdem nicht mehr. Zumindest blau sehen wir.

Hm, aber da fehlt doch noch jemand. Ach ja, die beiden Schafe Fauli und Schauli. Aber das ist normal, die kommen sicher noch. Fauli trödelt immer so lange und Schauli vergisst unterwegs immer, wo sie überhaupt hingehen. Und bis Fauli erklärt hat, wo sie hingehen, und Schauli es verstanden hat, vergeht immer viel Zeit.

Die beiden Möwen sind auch noch nicht…. ach, ich höre sie schon. Sie heulen ganz laut. Oje, wahrscheinlich finden sie den Weg nicht.

Das Geldschwein hat eine gute Idee. Das Eichhörnchen soll auf die Schokokuh hüpfen und nach den Möwen Ausschau halten. Es ist wirklich nicht leicht, auf jemanden zu hüpfen, den man nicht sieht, weil alles blau in blau ist. Aber das Eichhörnchen hat es geschafft. „Siehst du etwas?“, fragt die Schokokuh. „Nein, einstweilen noch nicht!“ piepst das Eichhörnchen. „Wartet, ich hebe euch noch höher!“, sagt der Stärkebär und ist ziemlich stolz darauf, dass er so stark ist, beide in die Höhe zu heben.

Krach!

Was war das jetzt? „Ah, oh!“, „Aua!“, „Huhuhuhu!“, „Huhuhuhuhuhuhuhuhu!“

Ach, so ist das. Die beiden Möwen sind direkt in die Schokokuh und das Eichhörnchen geflogen und jetzt ist der ganze Turm umgefallen.

Naja, zumindest sind jetzt alle da.

Der Kunterbunt hat blau gemacht

Da hören wir auch schon Flatterflott, die ganz außer Puste zu uns watschelt. „So, ich habe es allen gesagt!“, schnattert sie.

Jetzt sind wir also alle da.

Nur Wegda ist nicht da, aber er bleibt lieber in seiner Höhle bei den Bürsten für Rechtshänder und den Brillen für Linksäugler.

„Ich darf euch also alle sehr herzlich begrüßen zu unsrer heutigen Extrasitzung…“,

„Wo ist eigentlich der Kunterbunt?“, unterbricht Schlaufux unseren Frosch Plappermaul.

Ach ja, der Kunterbunt. Er fehlt uns noch. „Dem hab ich es aber auch gesagt!“, hören wir Flatterflott beleidigt schnattern.

„Vielleicht hat er heute mal blau gemacht!“, überlegt Schlaufux.

„Was soll das heißen, blau gemacht?“, fragt das Geldschwein.

„Das heißt, dass der Kunterbunt heute einfach alles blau gemacht hat!“, erkläre ich. Das war also der blaue Platsch vom Himmel.

„Und was ist mit der übrigen Farbe?“, fragt Rehgenbogen ganz leise.

„Vielleicht will er die heute nicht!“ sagt Schlaufux.

Plappermaul sieht rot

Also, alles ist blau.

Der Kunterbunt will heute nicht. Er macht heute einfach blau.

Da fängt Plappermaul schon zu quaken an. „Das ist ja eine extragroße Frechheit! Einfach nicht zu bunten! Wir wollen ein schönes Quarkland! Ein buntes Quarkland. Wir wollen braune Kühe, rosa Schweine, gelbe Enten, und vor allem grüne Frösche.“ Plappermaul quakt und schnattert ganz aufgeregt und da sehen wir plötzlich eine rote Kugel. Nein, es ist keine Kugel. Es ist der Kopf von Plappermaul. Einen ganz roten Kopf hat er bekommen, weil er so viel geschimpft hat. Das sieht aber lustig aus. Dafür bekommt Plappermaul jetzt einen extragrossen Applaus.

Plappermaul bemerkt seinen roten Kopf und wird gleich noch röter, weil er ja eigentlich ein grüner Frosch sein soll und kein roter. Aber wir sehen jetzt, wo Plappermaul ist.

Da trotten zwei Schafe daher. Das heißt, ich denke, es sind zwei Schafe, denn sehen tu ich nur eines. Ein schwarzes. Ein schwarzes? Wir haben doch kein schwarzes Schaf? Aber es ist eindeutig Schauli – nur ist es eben schwarz. „Wo ist denn Fauli?“, fragen wir. „Hier… bin… ich!“, sagt eine langsame Stimme aus dem Blau heraus. Also, es sind zwei Schafe. Und eines davon ist schwarz. „Auf einmal war ich schwarz!“, schnieft Schauli traurig. „Erst war ich nichts, dann war ich blau und jetzt bin ich schwarz!“ „Da will dich wohl jemand anschwärzen?“, meint Schlaufux besorgt. Wir schauen uns nur groß an. Das haben wir jetzt nicht verstanden. Aber das ist egal, denn Kinder verstehen auch nicht immer alles.

Es platscht weiter.

Plötzlich platscht es wieder und wir sehen einen grünen Schnabel.

Ich stupse mal neben den Schnabel und spüre ein paar Federn. „Bist du ein Grünschnabel?“, frage ich. „Nein, ich bin doch Flatterflott!“, schnattert Flatterflott empört.

So kann das nicht weiter gehen, beschließen wir.

Wir müssen den Kunterbunt finden und er muss uns wieder ordentlich Farbe ins Leben bringen, sonst ärgern wir uns alle noch grün und blau…. Ach ja, blau sind wir ja schon.

Rehgenbogen steht noch immer neben der Schokokuh und hat wieder zu zittern begonnen. „Ich weiß gar nicht, ob mein Busch noch da ist, denn ich sehe ihn nicht!“, flüstert Rehgenbogen ganz vorsichtig. Unser Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt, hat es gern, wenn ein Busch in seiner Nähe ist, denn da kann es sich dann ein bisschen dahinter verstecken, falls es Angst bekommen sollte. Plötzlich platscht es wieder und wir hören einen quietschenden Schrei. „Uaah!“. Und an der Stelle, wo vorhin Rehgenbogen stand, steht ein rotes, zitterndes Etwas. Jetzt erkenne ich es, es ist immer noch unser Rehgenbogen. Er ist rot. Von oben bis unten. „Du bist ja ein Rotwild!“, lacht der Stärkebär. „Wild?“, fragt Rehgenbogen sehr schüchtern. „Ich bin nicht wild!“.

Natürlich ist Rehgenbogen nicht wild. Das wissen wir alle. Vielleicht meint der Stärkebär ja „Rotwald“. Das kann ich mir gut vorstellen, denn der Busch von Rehgenbogen ist auch rot. Also, Rehgenbogen ist im Rotwald.

Eine weiße Weste

Schauli ist ein schwarzes Schaf, Flatterflott ist ein Grünschnabel und Rehgenbogen ist im Rotwald.

Plötzlich fliegt etwas Weißes über unseren Köpfen. „Wisst ihr was das ist?“, fragt unser extrablauer Ansager mit dem roten Kopf. „Nein!“, antwortet der Magnich sofort.

Und jetzt erkennen wir es. Es ist eine weiße Weste. „Ich wusste nicht, dass weiße Westen fliegen können.“, sagte der Stärkebär.

„Die Weste kann nicht nur fliegen, nein sie begibt sich auf den Landeanflug und scheint hier zu landen. Ja, sie streckt ihre Beine aus und …. sie ist gelandet. Ich bitte um einen extragroßen Applaus für die weiße Weste!“, quakt Plappermaul. Aber keiner klatscht. Alle starren auf das weiße Ding.

Es bewegt sich und jetzt hat es sogar noch einen Schnabel. Da schlüpft auch schon der Kunterbunt aus der Weste. Er ist nicht blau. Er sieht aus, wie immer. Ich freue mich, dass Kunterbunt jetzt hier ist. Er ist nämlich mein bester Freund.

Plappermaul beginnt gleich, ihn zu begrüßen: „Lieber Freund Kunterbunt. Es ist uns eine große Ehre, dass Du uns hier aufsuchst. Wir hatten schon Bedenken, dass wir Dich nicht finden würden. Ich bitte gleich einmal um einen großen Applaus für unseren Kunterbunt!“. Alle klatschen. „Und ich bitte in aller Bescheidenheit um einen noch größeren Applaus für den besten Ansager im Quarkland, der eine so schöne Begrüßung für den Kunterbunt gemacht hat!“ Wir alle klatschen, denn klatschen finden wir toll. Kinder klatschen auch gerne, wenn es etwas zu klatschen gibt. „Wir würden gerne wissen, ob Du weisst, was heute mit der Farbe im Quarkland los ist?“, fragt Plappermaul endlich.

Was dem Kunterbunt passiert ist

Wir wollen wissen, was mit der Farbe im Quarkland passiert ist und starren alle auf den Kunterbunt.

„Ich bin mit dem falschen Fuß aufgestanden!“, meint der Kunterbunt. „Ja, hast Du Dir die Füße nicht mit Goldfarbe bemalt, so dass jeder Fuß goldrichtig ist?“, fragt die Schokokuh ungläubig.

„Nein, ich habe heute morgen drauf gesessen und schon ist es passiert.

Alle Farben waren weg und ich konnte sie nicht finden.“ „Ich habe überall gesucht und gesucht und dann habe ich Blau gefunden. Ich dachte, Blau ist besser als nichts, was sagt ihr?“ „Nein!“, meint der Magnich. Sehr überzeugt sind wir anderen auch nicht, aber wir wollen gern wissen, wie es weiter geht.

Als ich dann endlich die anderen Farben wieder gefunden habe, war es schon so spät, dass ich beim Fliegen viel verkleckst habe. Schauli ist schwarz, Rehgenbogen ist rot und Flatterflott ist grün.

„Und warum hast du so eine wunderschöne, strahlende, weiße Weste an?“, fragt Plappermaul. „Wegda hat sie mir geborgt. Er meint, es ist immer gut, wenn man eine weiße Weste hat.“ Jetzt wollen wir alle mal die weiße Weste probieren. Jeder darf sie einmal anziehen.

Zuerst der Stärkebär, denn der ist der stärkste bei uns im Quarkland. Dann Fauli und auch das schwarze Schaf Schauli. Als nächstes die Brieftaube Flatterflott, dann die große und die kleine Möwe, natürlich auch Schlaufux, das Geldschwein und der Frosch Plappermaul. Ich frage auch noch den Magnich: „Möchtest Du nicht auch einmal eine weiße Weste haben?“ „Nein!“, antwortet er nur. Naja, da kann man auch nichts machen. Rehgenbogen, das heldenhafte, mutige Reh, das vor keiner Gefahr zurück schreckt verzichtet lieber. Aber auch der Schokokuh und dem Eichhörnchen steht die weiße Weste hervorragend. Ehrlich gesagt finde ich, am aller besten steht sie mir selbst.

Ein kunterbuntes Quarkland

So, jetzt wird es aber Zeit, dass wieder die normalen Farben in unser Quarkland kommen. „Helft ihr alle mit, Farbe ins Quarkland zu bringen?“, fragt Plappermaul. „Ja, gerne!“ rufen wir. Nur der Magnich sagt: „Nein!“. „Willst du nicht mit uns gemeinsam das Quarkland kunterbunt machen?“, fragt Plappermaul. „Nein!“, sagt der Magnich. „Willst du etwa, dass es immer so blau bleibt, wie es jetzt ist?“, fragt Schlaufux. „Nein!“, sagt der Magnich.

Und so trottet er gemeinsam mit uns anderen zu dem Kunterbunt.

Jeder von uns bekommt einen Farbtopf und gemeinsam beginnen wir, das Quarkland und uns selbst wieder so schön einzufärben, wie wir uns das immer wünschen.

Wir freuen uns alle, wie bunt unsere Welt ist und auch die weiße Weste hat schon ein paar kunterbunte Farbspritzer abbekommen.

geschrieben von Birgit Madlmayr