Diese Klanggeschichte habe ich mit in zwei gemischten Kindergruppen gespielt. Sie war der Abschluss eines Monats der Bewegungsschulung; anhand der Identifikationsfigur des Indianers haben die Kinder das Schleichen und Anschleichen, den Zehenspitzen- und Fersengang geübt, das Abrollen der Fußsohle, das abrupte Stoppen, Kriechen, Krauchen, Traben, langsam Gehen, Galoppieren, Staksen, etc. halt alles, was an rhythmischer Fortbewegung so denkbar ist. Ich habe in diesen Stunden einen Parcours aufgebaut und die einzelnen Stationen klanglich mit den Instrumenten verbunden: Reifen = Teich; zum Baden = Fingercymbeln; Seile = Klapperschlangen = Rasseln; Kissen = große Rasseln = Steine; Matte in der Mitte des Raums = Tipi = Ende der Geschichte; etc.

In der Klanggeschichten-Stunde habe ich die Kinder im imaginären Tipi begrüßt und wir haben uns gemeinsam die letzten Stunden in Erinnerung gerufen. Ich habe die Geschichte in groben Umrissen erzählt und gemeinsam haben wir die vorbereiteten Instrumente aus meinem großen Korb genommen, zugeordnet und die einzelnen Rollen verteilt. Es geht natürlich nie ohne Kompromisse … und ich habe daher von den meisten Instrumenten mehrere Exemplare. Die Erzählung muss natürlich flexibel sein: Ein Adler oder mehrere; der Häuptling hat nicht nur einen Sohn, sondern auch noch eine Tochter, die Mutter kommt auch noch auf den Ausflug mit … – alles ist erlaubt! Ich finde es auch gut, wenn jedes Kind mehrere Rollen übernimmt. Das schärft seine Aufmerksamkeit!

Wichtig für das Gelingen jeder Klanggeschichte ist die Ruhe! Nicht hektisch auf die Instrumente "einprügeln", sondern jedem Kind Zeit für die Klangerkundung geben, viel mit Blickkontakten arbeiten, mit ruhiger Stimme eine gute Atmosphäre schaffen.

Wir brauchen folgende Instrumente:

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Ocean Drum für das Plätschern des großen blauen Sees

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ein großes Silberbecken markiert den Sonnenaufgang

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kleine Fingercymbeln sind das Flirren des Sonnenlichts auf einem kleinen Teich

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mit der Kalimba zirpen die Grillen im Gras

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Blockflötenköpfe als schreiende Adler

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kleine Rasseln stellen Klapperschlangen dar

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große volltönende Rasseln sind spitze Steine

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Claves (Holzklangstäbe), lautes yippieh-Geschrei

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Glöckchen lassen uns an unaufmerksame Cowboys denken, die durch das Grasland reiten

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viele Wooden Agogos stehen für die wilden Mustangs

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auf Handtrommeln bewegen sich die Indianer

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eine Flöte markiert das Ende der Geschichte, wo alle zufrieden am Feuer sitzen

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und in den Mond = tiefer klingender Stab/ Basston schauen

Diese Geschichte spielt in einem fernen Land. Schön ist es dort: Die Kinder, Indianerkinder, schlafen in Zelten am warmen Feuer, dicht an ihre Eltern gekuschelt. Sie fahren nicht im Auto zum Kindergarten, sie spielen den ganzen Tag vor den Zelten ihrer großen Familie mit ihren Freunden, mit den vielen Tieren, sie gehen Fische fangen, liegen danach am Bach in der Sonne und abends am Lagerfeuer erzählen die Erwachsenen ihnen lange Geschichten von ihren Vorfahren.

Wenn die Indianerkinder alt genug sind, wenn sie ihren Körper und ihre Seele geübt haben, dann bekommen sie ein Pony. Ein kleines, liebes Pony und es gehört nur ihnen allein! Sie müssen sich sehr gut um das Pony kümmern, ihm einen Namen geben, ihre ganze Liebe und Zuneigung spüren lassen, damit das Pony sie auch auf ihrem Rücken tragen will. Sie müssen zu grünen Wiesen und an Bäche führen, es bürsten und seine Mähne mit schönen Federn schmücken.

Indianerjunge "Kleiner Sohn" war das jüngste Familienmitglied des großen Häuptling "Mutiger Büffeljäger". Er war vor kurzem zehn Jahre alt geworden und nichts hatte er sich sehnlichster gewünscht, als endlich ein eigenes Pony zu besitzen. Sein Pony!

Doch sein Vater hatte wenig Zeit für ihn und für seine Mutter, die Squaw "Strahlende Sonne" , war er immer noch der kleine, um den sie sich sorgen wollte. Armer "kleiner Sohn" … Doch das sollte sich ändern!

Ein schöner Morgen brach an, die Sonne ging auf. (ein ruhiger, lang hallender Beckenklang)

"Mutiger Büffeljäger" weckte seinen Sohn. "Steh auf, wir haben heute etwas ganz besonderes vor, mein Sohn". "Kleiner Sohn" sprang erwartungsvoll von seinem Büffelfell auf. Was könnten die Worte seines Vater wohl bedeuten?

"Sohn, ich weiß, du bist jetzt alt genug, um endlich dein eigenes Pony zu führen. Gestern habe ich am großen blauen See eine Herde Mustangs gesehen. Wir wollen dorthin um für dich ein Tier auszuwählen." Das Herz von "Kleiner Sohn" hüpfte vor Freude! Endlich ein eigens Pferd. Endlich ein GROSSER sein!

Sie traten beide vor das Zelt. Die Sonne schien (Becken) und eine Gruppe wilder Adler kreiste über dem Tipi-Dorf (Blockflötenköpfe). "Das ist ein gutes Zeichen, Sohn, unsere Vorfahren sind uns gewogen!"

"Kleiner Sohn" und sein Vater liefen munter los (Handtrommeln ab jetzt weiter). Sie kamen schnell durch das noch taufrische Grasland, dass von der Morgensonne gewärmt wurde (ein Beckenschlag). Ab und zu huschte eine Klapperschlange durchs Gras (kleine Rassel).

"Auah!" "Kleiner Sohn" hatte nicht auf den Boden geachtet, er war an einen spitzen Stein gestoßen … (große Rassel). "Sohn, du musst auf deinen Weg achten!" sprach der Vater mahnend. Und richtig, hier in der warmen Sonne lagen viele Klapperschlangen auf den warmen spitzen Steinen! (große und kleine Rasseln im Wechsel)

Die Sonne brannte inzwischen sehr heiß, die Grillen zirpten (Kalimba) und die beiden waren froh, dass sie sich von ihrem langen Fußmarsch kleinen blauen Bach ausruhen konnten (viele Fingercymbeln klirren leise). Der kleine Junge genoss sein kühles Bad.

Doch bald hörten die beiden Geschrei in der Ferne. (lautes Cowboygeschrei, Glöckchen und Claves). Schnell und leise verbargen sie sich hinter einem Baum (klingender Stab). Diese Cowboys hatten den Indianer und seinen Sohn nicht bemerkt, sie waren leise und vorsichtig.

Nachdem die Cowboys am Horizont verschwunden waren, gingen die beiden weiter (langes Trommelspiel, mal schneller, mal langsamer, mal lauter, mal leiser – genau wie in der Bewegungsschulung erarbeitet) und endlich, endlich hatten sie es geschafft! Vor ihnen lag der große blaue See (Ocean Drum). Über dem See begrüßte sie die Gruppe der Adler (Blockflötenköpfe) und gleich hier, am Ufer grasten eine Gruppe wunderschöner kleiner Mustang-Ponys (Stimmen und Wooden Agogos). Kleiner Sohn war ganz aufgeregt, doch um die wilden Pferde nicht zu beunruhigen, musste er sein Herz bezähmen … Viele Ponys waren es, doch das kleine schwarze mit der weißen Blesse gefiel ihm besonders gut. Und es schaute auch zu ihm herüber und wieherte leise (Stimmen und Wooden Agogos).

"Kleiner Sohn" fühlte es ganz stark, dieses Pferd war ein besonderes Tier, es wollte sein Freund sein! Langsam schlich er zu den Pferden, streckte seine Hand aus und redete beruhigend auf das Tier ein (leise Trommel, leise Stimme, leises Wooden Agogo). Ganz still stand es da, ging sogar ein Schritt auf ihn zu, schnaubte leise und rieb schließlich sein weiches Maul an der Schulter des Jungen.

"Heja, heja", sagte er immer wieder leise und das Pferd wieherte und scharrte mit seinen Hufen (Stimme und Wooden Agogo), "Kleiner Sohn" streichelte vorsichtig die weiße Blesse. "Du bist mein neuer Freund, ja? Magst du mit mir gehen?" Das Pferd wieherte wieder leise, sah sich noch mal nach seiner Herde um und ging dann langsam und vorsichtig hinter dem Jungen her.

Der Häuptling sah aus der Entfernung seinem Sohn zu. Er war so stolz auf ihn und fühlte, nun war er kein "kleiner" Sohn mehr.

Heute Abend am Lagerfeuer, wenn seine Frau im Mondenschein (tiefer klingender Stab) die Flöte spielen (leise Melodie) und das Feuer knisterte würde, dann dürfte sein Sohn mit den großen in der Runde sitzen und von seinem neuen Freund erzählen. Und er würde einen neuen Namen bekommen. Er war nicht länger "kleiner Sohn", nun war er der, "der mit dem Pony sprechen konnte".

Gemeinsam traten sie den langen Heimweg an. Das Pony folgte ihnen.