Wie lebten eigentlich die Kinder in der guten, alten Zeit?
Und wie lebten die Eltern? Welche Erziehungsziele wurden verfolgt?
Diese und ähnliche Fragen stellt man sich, wenn man versucht, die veränderten Kindheiten von früher und heute zu verstehen.
Kindheit am Anfang dieses Jahrhunderts bedeutete Erziehung zu Gehorsam, Unterwürfigkeit und Patriotismus. Körperliche Gewalt und Misshandlungen gegen Kinder gehörten damals zu den alltäglichsten Dingen des Lebens.
Daran hat sich im Laufe der Zeit – GOTT SEI DANK – einiges geändert.
Blicken wir Eltern von heute, einmal auf unsere Kindheit zurück (es ist immerhin schon ca. 30 Jahre her), haben wir manchmal das Gefühl, dass wir in einer anderen Welt aufgewachsen sind. Ein großer Teil unserer Generation ist in so genannten intakten Familien aufgewachsen. Der Vater sorgte für den Lebensunterhalt und die Mutter für den Haushalt. Am Vormittag waren die Kinder im Kindergarten und wurden von den netten Tanten versorgt. Dort lernten sie ein angemessenes Sozialverhalten, lustige Spiele und wurden mit gezielten Beschäftigungen auf die Schule vorbereitet. Nachmittags konnten sie mit den anderen Kindern des Wohnviertels draußen spielen.
Heute finden sich neben der klassischen Familie noch viele andere Formen des Zusammenlebens. Die Zahl der allein erziehenden Mütter wird immer größer, aus Ehemännern werden „Lebensabschnittsbegleiter" und eine so genannte „wilde Ehe" erregt schon lange kein Aufsehen mehr.
Traditionelle Werte wie Gehorsam, Verpflichtung, Ordnung und Unterordnung, religiöse und kirchliche Bindung verlieren mehr und mehr ihre Bedeutung.
An ihre Stelle treten neue Werte wie Selbstständigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Lebensfreude und Konsum. Wir leben in einer Zeit, in der allgemein verbindliche Werte schwammig geworden sind, und es wird immer schwieriger, den Kindern brauchbare Orientierungshilfen zu geben.
Wie können wir unseren Kindern das Spielen mit anderen Kindern ermöglichen und sie gleichzeitig in ihren Stärken und Interessen fördern?
Die heutige Wohnungslage bietet uns kaum noch Möglichkeiten. Oft sind die Kinderzimmer die kleinsten Zimmer im Haus oder in der Wohnung (in den Städten ist dies die Regel). Und wer schickt seine Kinder ohne schlechtes Gewissen alleine nach draußen zum Spielen?
An dieser Stelle merkt man, dass ein Kindergartenplatz schon lange nicht mehr nur für Kinder berufstätiger Eltern sehr wichtig ist. Der Kindergarten bietet den Kindern Entwicklungsmöglichkeiten, die man im privaten Rahmen nicht mehr schaffen kann. Außerhalb des Kindergartens sind viele Kinder in Vereinen oder organisierten Freizeitgruppen tätig. Doch wo bleibt dann die heute so wichtige FREIZEIT, die SPIELZEIT der Kinder?
Wer sich die Zeit nimmt, über diese Thematik intensiv nachzudenken, wird feststellen, dass es gut ist, wenn sich der Kindergarten auf diese veränderte Kindheit einstellt und sich genauso weiterentwickelt, wie unsere Kinder. Viele Veränderungen sind zu Beginn fremd, und Fremdes stößt oft auf Ablehnung.
Wir, die Mitarbeiterinnen des Kindergartens, setzen uns dafür ein, dass auch „moderne Kindheiten" schöne Kindheiten sind.