Kaspar Hauser wurde 1812 geboren. Von 1814 bis 1828 war er ohne menschlichen Kontakt in einem Verließ eingesperrt. Er war angekettet, und das Verließ war so niedrig, dass er nicht stehen konnte. Erst kurz bevor er rauskam, wurde ihm beigebracht seinen Namen zu schreiben. Das waren die ersten Begegnungen mit einem Menschen, an die er sich erinnern konnte. Ihm wurde das Gehen und der Satz: "Ich möchte ein solcher Reiter werden wie mein Vater einer war!" beigebracht. Das Nächste, woran er sich erinnern konnte war, dass er mit einem Brief in der Hand in Nürnberg stand. Als er gefunden wurde, war er stark verängstigt, geblendet vom Licht und konnte außer dem einen Satz nicht sprechen. Später gab er an, mehr als 10 Jahre lang in einem Verließ eingesperrt gewesen zu sein. Er nahm anfangs nur Wasser und Brot zu sich, vor allem anderen ekelte es ihn. In dem Brief, den er bei sich trug, stand: "Ich schicke ihnen einen Knaben, der möchte seinen König getreu dienen.
Auf der Polizeiwache, auf der er auch seinen Namen niederschrieb, wurde dann ein Bericht über seiner Zustand verfasst. Er sei im Zustand der totalen Verwahrlosung, spucke alles Essen wieder aus und habe sehr weiche Füße was von mangelnder Bewegung herstamme.
Von vier verschiedenen Lehrern lernte er als erstes die Bezeichnung der Körperteile, die ein Mensch haben sollte. Beim Waschen zeigte er keine Scheu und auch bei einem gespielten Angriff mit dem Schwert fühlte er sich nicht bedroht, woraus dann geschlossen wurde, dass Kaspar Hauser kein Betrüger war, da er nie die Bedeutung von Gefahren erlernt hatte. Auch hatte er keine Angst vor einer Flamme, fasste in diese hinein und fing an, vor Schmerzen zu weinen, wobei er jedoch keinen Laut von sich gab. Wahrscheinlich weil er früher nie gehört worden war, als er in seinem Verließ geweint hatte.
Kaspar Hauser wurde von Ärzten, Pädagogen und Theologen der Biedermeiergesellschaft beobachtet, belehrt und beurteilt.
Wie ein Fabeltier wurde er dann ausgestellt und von der Menge begafft. Nach zwei Jahren war sein Bildungsrückstand eingeholt. Er konnte sprechen und hatte sogar Klavierspielen gelernt.
Auf die Frage, ob er in seinem Verließ eine natürliche Gottesidee entwickelt habe, antwortete er, dass er sich nicht vorstellen könne, wie Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen haben soll. Auch meinte er in seiner freundlich kindlichen Naivität, dass jeder Gegenstand ein Eigenleben hätte. Z. B. meinte er, als ein Apfel vom Baum fiel, der Apfel sei müde und nichts konnte ihn davon abbringen, dass der Apfel ein eigenständiges Leben führe. Der Test von einem Logiker brachte ihn dann endlich zu der Meinung, dass alle anderen Menschen falsch dachten und nur er richtig.
Er wurde gefragt, welche Frage er einer Person stellen würde, wenn er an einer Weggabelung stehen würde, und er herausfinden müsste, ob die ihm entgegen kommende Person aus dem Dorf der Wahrheitsager oder aus dem Dorf der Lügner kommen würde (Er durfte nur eine Frage stellen). Seine Antwort war: er würde ihn fragen, ob er eine Kröte sei. Der aus dem Dorf der Lügner müsste mit "Ja" antworten, der aus dem Dorf der Wahrheitsager mit "Nein" und so wüsste er aus welchem Dorf er käme.
Der Logiker aber betrachtete seine eigentlich richtige Antwort als falsch, und Kaspar Hauser begann, endgültig sich in dieser Welt als ein Fremder zu fühlen. Die Zwänge der Anpassung führten zur Verkümmerung seiner Spontanität und Vitalität. Nun betrachtete er die Welt aus kritischer Distanz, da seine Umgebung auf seine Phantasie und Naivität mit Unverständnis reagiere.
1831 erfolgte dann das erste Attentat auf ihn, welches er aber überlebte. Zwei Jahre später wurde er am 14. Dezember 1833 erneut angegriffen und starb drei Tage später an seinen schweren Stichwunden.
Bei seiner Obduktion wurde dann festgestellt, dass sein Kleinhirn überentwickelt und die linke Hemisphäre des Großhirns zurückgeblieben war. Diese Ergebnisse wurden dann als Erklärung für sein "seltsames" Verhalten benutzt. Wiederum nach drei Tagen wurde er dann auf dem Ansbacher Stadtfriedhof beigesetzt.