Es dauert gar nicht mehr lange, dann ist Frühlingsanfang. Die ersten Blumen strecken dann schon vorwitzig ihre Köpfchen aus der Erde, die Knospen an den Bäumen und Sträuchern werden prall und voll, und überall in der Natur regt sich neues Leben.
Noch können wir davon nichts sehen, denn der gestrenge Herr Winter regiert mit eisiger Hand.
Nur unter der Erde herrscht bereits reges Leben, denn wie gesagt, nur noch wenige Wochen, dann soll der Frühling den rauen Winter verdrängen.
Wie wäre es, wenn wir uns heute einmal vorstellen würden, wir besuchen unsere Mutter Erde und beobachten, was sich da alles unter der Erde abspielt. Kommt ihr mit?
Also, dann steigen wir hinab. Ich weiß eine Stelle, da kann man auf einer dünnen Spinnwebleiter hinuntersteigen, kommt nur mit. Wir strecken unsere Arme nach oben, fassen die dünnen Sprossen der Spinnwebleiter und steigen Schritt für Schritt hinunter. Wir bewegen uns auf dem Platz und werden immer kleiner und kleiner. Unten angekommen, können wir uns noch nicht aufrichten, sondern wir müssen einen langen, schmalen Gang entlanggehen.
Wir gehen also in der Hocke.
Nun wird der Gang noch niedriger, und wir können nur noch »robben«. Auf den Bauch legen, Ellenbogen aufstützen und auf den Ellenbogen vorwärts bewegen, den Körper nachziehen.
Plötzlich wird es hell, und vor uns sehen wir eine große Höhle. Wir können uns wieder aufrichten und möchten zu gerne wissen, woher der helle Schein kommt. Nach oben wird es dunkel, und so können wir nicht sehen, wo diese Höhle endet. Deshalb versuchen wir mit unseren Händen zu fühlen, wie hoch es hinaufgeht.
Wir müssen uns tüchtig strecken. Linke und rechte Hand strecken sich abwechselnd nach oben, den Körper dabei gut aus den Hüften herausziehen. Sobald wir mit der linken und rechten Hand die Wände der Höhle abgefühlt haben, gehen wir einen Schritt zur Seite und strecken uns wieder weit nach oben. Das machen wir einige Male, aber die Höhle ist so hoch, dass wir ihre Decke nicht erreichen können. Dafür haben wir aber etwas anderes entdeckt: Die Höhle macht eine Biegung, und wir sehen plötzlich, woher der Lichtschein kommt. Viele kleine Leuchtkäfer halten ihre Laternen hoch und beleuchten eine noch größere Höhle. Sie ist so groß wie ein Saal, und in der Mitte sitzt, auf einem Thron aus Edelsteinen, eine schöne Blumenfee. Um sie herum gibt es viele Blumen, Schmetterlinge und Käfer. Da hat sie uns entdeckt und winkt uns zu. Wir treten näher, aber wir wissen, was sich gehört: die Mädchen machen einen Knicks, die Buben einen Diener. Also, Knicks und Verbeugung.
Als sie unsere erstaunten Gesichter sieht, erzählt sie uns, dass die Blumen, Käfer und Schmetterlinge den Durchbruch zur Erde proben, denn bald ist es soweit, und sie kann die ersten Frühlingsboten hinaufschicken. Wenn es uns Freude macht, dann könnten wir uns alles ansehen.
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und schauen zuerst bei der Gruppe der Schmetterlinge zu.
Sie probieren ihre Flügel aus, und wir stellen uns hinter sie und machen die Übungen mit. Unsere Arme sind die Flügel, und wir strecken sie links und rechts zur Seite.
Wir bewegen nun locker die Arme auf und nieder. Das muss ganz leicht aussehen, deshalb probieren wir es einige Male.
Jetzt stellen die Schmetterlinge ihre Flügel senkrecht hoch und schlagen sie ganz schnell gegeneinander. Wir machen es auch: beide Arme über den Kopf, und Handrücken an Handrücken legen. Beide Handrücken im schnellen Tempo gegeneinander schlagen. Anschließend wieder die Flügel auf und nieder bewegen und wieder hoch, und Handrücken gegen Handrücken schlagen.
Plötzlich knackt es hinter uns. Wir drehen uns um, und da sehen wir unzählige Käfer und Insekten, die sich putzen. Sie wollen sich auch auf den kommenden Frühling und Sommer vorbereiten.
Auch die Übungen der Käfer wollen wir mitmachen.
Zuerst putzen sie ihren Kopf. Bei den Insekten sieht es ja immer so aus, als ob sie sich den Kopf abreißen würden. Sie tun es aber nicht.
Wir verschränken die Hände hinter dem Kopf und stehen dabei gerade. Die Ellenbogen schauen links und rechts zur Seite. Nun bewegen wir die verschränkten Arme hinter unserem Kopf hin und her. Unsere Augen sehen dabei immer dem Ellenbogen nach, der zur Seite geschoben wird. Wir machen die Übung 16 mal.
Jetzt kommen die Beine dran. Ein Käfer hat sechs Beine, und alle müssen durchprobiert werden, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist.
Wir heben das linke Bein an, das Knie sieht nach vorne, und nun strecken wir das Bein nach hinten ganz durch. Dabei beugen wir uns etwas vor. Wir stellen das Bein wieder auf den Boden und strecken das rechte Bein nach hinten.
Nachdem aber ein Käfer sechs Beine hat, müssen wir die Übung sechs mal machen.
Ein anderer Käfer streckt seine Beine nicht nach hinten durch, sondern zur Seite. Wir tun es auch, und zwar wieder sechs mal.
Nun wenden wir uns einer Blumengruppe zu. Sie besteht aus Tulpen, Narzissen, Schneeglöckchen und Veilchen. Das sind nämlich die ersten Frühlingsblumen, die mutig ihre Blütenkelche durch die noch kalte Erde bohren. Zum Teil ist der Boden noch gefroren, und manchmal liegt sogar noch Schnee darauf. Diese Blumen müssen deshalb den Durchbruch durch die Erde besonders gut üben, und wir üben mit.
Wir gehen in die Hocke, machen uns also ganz klein. Die Hände falten wir über dem Kopf, so als ob wir beten wollten.
Nun stehen wir ganz langsam auf, und dabei bewegen wir die gefalteten Hände über unserem Kopf ein wenig nach links und ein wenig nach rechts. Wir müssen uns ja durch harten Boden bohren. Sobald wir aufrecht stehen, entfalten wir unsere Blütenblätter. Die Hände lösen sich voneinander, und die Arme gehen langsam auseinander, bis sie schräg nach oben schauen. Die Sonne scheint darauf, und es ist warm. Aber plötzlich fegt ein kalter Windstoß darüber, und wir schließen ganz schnell unseren Blütenkelch und verkriechen uns wieder in die Erde. Aber nur. den Mut nicht verlieren, und deshalb proben wir den Durchbruch einige Male.
Wir haben die Gastfreundschaft der Blumenfee nun schon sehr lange in Anspruch genommen und verabschieden uns wieder. Wir bedanken uns und gehen wieder zurück auf die Erde. Ihr wisst ja noch den Weg. Zuerst durch die große Höhle, in welcher wir noch aufrecht gehen können, dann kommt der niedrige Gang, durch welchen wir nur »robben«, also auf den Bauch legen, Ellenbogen aufstützen und den Körper nachziehen. Der Gang wird etwas höher, wir gehen in der Hocke, und endlich haben wir die Spinnwebleiter erreicht und steigen sie langsam und vorsichtig hoch. Linker Arm und linkes Bein, rechter Arm und rechtes Bein. Wir sind wieder auf der Erde, aber wir wissen auch, der Frühling kommt bestimmt.